Der Breitenauer See muss saniert werden

Weinsberg, 20.11.2020

Der Breitenauer See ist ein künstlich angelegtes Hochwasserrückhaltebecken, das vom Wasserverband Sulm für den Hochwasserschutz des Unteren Sulmtals betrieben wird. Der Wasserverband Sulm mit Sitz in Weinsberg übernimmt die hoheitliche Aufgabe des Hochwasserschutzes und betreibt zu diesem Zweck ein Hochwasserrückhaltebeckensystem mit demnächst 17 Becken, für das im Laufe der letzten 40 Jahre rund 41 Mio. Euro investiert wurde. Mitglieder sind die Kommunen Bad Friedrichshall, Bretzfeld, Eberstadt, Ellhofen, Erlenbach, Heilbronn, Lehrensteinsfeld, Löwenstein, Neckarsulm, Obersulm, Oedheim und Weinsberg sowie der Landkreis Heilbronn und das Land Baden-Württemberg. Über den Breitenauer See wird der Zufluss von Wasser aus den Löwensteiner Bergen in die Sulm reguliert. Das künstlich angelegte Becken Breitenauer See ist der größte See in Nordwürttemberg und dient als Dauerstaubecken auch dem Naherholungsgedanken. Im Vordergrund steht aber ausschließlich der Hochwasserschutz, der jeder Freizeitnutzung vorzugehen hat.

Entsprechend der gesetzlichen Regelungen nach dem Wassergesetz BW und den einschlägigen Normierungen wie DIN 19700 müssen Hochwasserrückhaltebecken wie der Breitenauer See alle 10-20 Jahre einer Vertieften Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden, bei der zunächst das komplette angestaute Wasser abgelassen wird, damit alle sicherheitsrelevanten Anlagen untersucht und in Stand gesetzt werden können. Dabei muss der Seeablass im Winter erfolgen, um den Belangen von Fischereiwesen und Naturschutz und dem Schutz der Sulm Rechnung zu tragen. Insgesamt dauert es rund 170 Tage, bis das Wasser des Sees kontrolliert und vollständig in die Sulm abgelassen ist.

Das Ablassen des kompletten Seevolumens ist zwingend vorgeschrieben und unterliegt nicht der Entscheidungshoheit des Wasserverbands. Durch das Vorziehen der Maßnahme auf den Winter 2020/2021 reagiert der Wasserverband flexibel auf die für 2021 zu erwartenden coronabedingten Beeinträchtigungen des Freizeit- und Badebetriebes, um so zu einer Verkürzung der Sperrung des Sees für den Freizeitbetrieb beizutragen. Eingeplant war die Maßnahme ursprünglich für 2022/2023, nachdem der letzte komplette Seeablass inzwischen schon 25 Jahre zurückliegt und seitdem nur eine Teilabsenkung im Jahr 2013 vorgenommen wurde.

Am 1.12.2020 beginnt der Wasserverband daher mit dem kontrollierten Ablassen des Wassers. Etwa 4 Wochen vor dem Ablassen des Restwassers (voraussichtlich März/April 2021) beginnt der Fischereiverein Breitenauer See e.V. mit dem Abfischen seines auf etwa 10 Tonnen geschätzten Fischbestandes, der zum überwiegenden Teil in der benachbarten Vorsperre und Fischbecken befreundeter Fischereivereine untergebracht werden soll. Nach der Baumaßnahme und dem Erreichen eines ausreichenden Füllstandes werden die Fische wieder in den See zurückgesetzt.

Rechtzeitig vor Beginn des Seeablasses kommt der Wasserverband Sulm einer Forderung des Regierungspräsidiums Stuttgart nach, die Ausbreitung des im See vorhandenen Roten Amerikanischen Sumpfkrebses soweit wie möglich zu unterbinden. Diese Krebsart, die nicht in Deutschland heimisch ist und weltweit als Speisekrebs gezüchtet wird, kam über das illegale Einsetzen durch Menschenhand in den See und ist äußerst schädlich für die heimische Fauna, insbesondere den heimischen Steinkrebs. Zudem verbreitet er die sogenannte Krebspest, die heimische Arten bis zur Ausrottung bedroht.

Da der Rote Amerikanische Sumpfkrebs sehr „landgängig“ ist, stellen der Wasserverband Sulm und der Fischereiverein Breitenauer See sowie Mitarbeiter des NZV Breitenauer See in den kommenden Tagen gut 2,5 km Amphibienschutzzäune auf, an denen der Sumpfkrebs aufgehalten und abgesammelt werden soll. Die Bevölkerung wird aufgerufen, die Zäune als ökologische Sicherungsmaßnahme wahrzunehmen und keinerlei Krebse an sich zu nehmen, umzusetzen oder gar in andere Gewässer einzusetzen! Für das Ökosystem gehen vom Roten Amerikanischen Sumpfkrebs große Gefahren aus, weshalb er auch von den Naturschutzverbänden als artfremder Eindringling sehr kritisch gesehen wird und nach den einschlägigen Rechtsvorschriften in Deutschland bekämpft werden muss.

Nach dem Seeablass beginnen voraussichtlich im Mai 2021 die auf 2-3 Monate veranschlagten Bau- und Sanierungsarbeiten am Staudamm und den Uferbereichen. Ab dem Spätsommer 2021 wird der See dann kontinuierlich wieder angestaut und steht voraussichtlich je nach Ergiebigkeit der Niederschläge frühestens Ende 2022 wieder für Freizeitsportaktivitäten zur Verfügung.

Die Maßnahmen kosten schätzungsweise bis zu 400.000 Euro und werden vom Land Baden-Württemberg bezuschusst.

Der Wasserverband Sulm und die mit ihm bei dieser Aktion zusammenarbeitenden Behörden, Institutionen und Freiwilligen hoffen und bauen auf das Verständnis der Öffentlichkeit für diese zwingende Maßnahme im Interesse der Allgemeinheit. Sobald der See wieder für den Freizeit- und Badebetrieb frei gegeben werden kann, wird die Öffentlichkeit unterrichtet und der See für die nächsten 20 Jahre auch wieder als Freizeiteinrichtung nutzbar sein.

Weiterführende Informationen

Entnehmen Sie bitte diesen zum Download bereitgestellten Dokumenten weitere Informationen das Thema „Sanierung des Breitenauer Sees“ betreffend:

FAQ des Wasserverbands Sulm

Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart
„Gegen das Artensterben in unseren Gewässern – Maßnahmen zur Erhaltung heimischer Flußkrebse“


Hochwasserschutz wird komplettiert – Wasserverband Sulm investiert Millionen in neue Becken

Weinsberg, 01. Juli 2020

Baustellentermin für den Bau der beiden Hochwasserrückhaltebecken Hängelbach und Amorbach vor den Toren der AUDI AG: Der Wasserverband Sulm mit Sitz in Weinsberg baut derzeit für 3,2 Mio Euro die letzten beiden Becken des Hochwasserschutzkonzepts für das Sulmtal. Baubeginn war vor gut 3 Monaten, die Fertigstellung ist für Ende 2020 angepeilt. Auf Einladung von Bürgermeister Stefan Thoma als dem Verbandsvorsitzenden des Wasserverbands Sulm trafen sich aus aktuellem Anlass Vertreter der Städte Weinsberg, Neckarsulm und Bad Friedrichshall mit Vertretern des Ingenieurbüros Winkler und Partner, das die Planungen vorgenommen hat, der ausführenden Baufirma Wolff und Müller, Kreiskämmerer Thomas Schuhmacher und Vertretern der Audi AG.

Die Notwendigkeit der Realisierung der beiden nun im Bau befindlichen Becken zeigte sich spätestens im Jahre 2016, als ein verheerendes Starkregenereignis, wie es statistisch nur alle 500 Jahre auftritt, genau die Region vor den Werkstoren der Audi AG getroffen hat. Damals wurde nahezu das halbe Werk geflutet, was zu Produktionsausfällen und hohen materiellen Schäden geführt hatte. Aber auch Anlieger wie die Hasenmühle waren damals schwer betroffen, die Bahngleise sowie die Kreisstraße wurden ebenfalls überflutet. In der Folge wurden die Planungen für die beiden noch fehlenden Becken mit Hochdruck vorangetrieben, obwohl das Stauvolumen, das zurück gehalten werden kann, nur rund 1,5 % des Gesamtstauvolumens des Beckensystems des Wasserverbands Sulm ausmacht. Um den Hochwasserschutz an dieser Stelle zukunftssicher aufzustellen, hat der Verband mit seinen Mitgliedern entschieden, über den bislang im Land Baden-Württemberg als Standard vorgegebenen 100-jährigen Hochwasserschutz die Vorteile der Topographie des Geländes zu nutzen und an dieser Stelle das Maximum des 500-jährigen Hochwasserschutzes zu realisieren. Diese vorausschauende Sichtweise des Verbands wurde leider durch zu Zuschussregeln des Landes konterkariert, das für den besseren Hochwasserschutz keinerlei Förderung übernimmt. Die Bemühungen der Verbandsspitze und der eingeschalteten Abgeordneten aus der Region stießen in Stuttgart bedauerlicherweise auf „taube Ohren“, so dass nun die am Verband beteiligten Kommunen sowie der Landkreis Heilbronn, die Städte Neckarsulm und Bad Friedrichshall und die Audi AG über Sonderzuschüsse für die Baukosten aufkommen.

Bürgermeister Stefan Thoma dankte für die weitsichtige und solidarische Unterstützung den Verbandsmitgliedern und der Audi AG für die die pragmatische Unterstützung bei der Finanzierung des 3,2 Mio. EURO  teuren Projekts. So wie man solidarisch auf das Jahrhunderthochwasser von 1970 mit der Gründung des Wasserverbands im Jahre 1973 reagiert habe, so stehe die Raumschaft heute wieder zusammen, um dem Klimawandel zu trotzen und dem Hochwasserschutz im Sulmtal eine neue Qualität zu verleihen.


Bau der Rückhaltebecken Amorbach und Hängelbach hat begonnen

Weinsberg, 22. April 2020

Nach witterungsbedingten Verzögerungen konnte der Wasserverband Sulm als Bauherr mit der Realisierung des Bauvorhabens zum Neubau der beiden letzten Hochwasserrückhaltebecken des Wasserverbands Sulm beginnen.

Der Wasserverband Sulm hat die Aufgabe, den Wasserabfluss der Sulm und ihrer Nebenflüsse durch Hochwasserrückhaltung und Niedrigwasseranreicherung zu regeln bzw. sonstige geeignete Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu ergreifen.

Die geplanten und nun begonnenen Hochwasserrückhaltebecken Amorbach und Hängelbach auf den Gemarkungen der Städte Neckarsulm und Bad Friedrichshall sind Teil des Gesamtsystems des Zweckverbands, das grundsätzlich auf einen 100-jährigen Hochwasserschutz ausgelegt ist. Der Verband, dessen Gründung in das Jahr 1973 zurückgeht und dessen Vorsitzender der Weinsberger Bürgermeister Stefan Thoma ist, unterhält bislang aus seinem Gesamtbauprogramm 15 Becken zum Schutz aller Gemeinden und Städte von Obersulm bis Bad Friedrichshall.

Anlass für die Gründung des Wasserverbands Sulm im Jahre 1973 war das katastrophale Hochwasser vom Mai 1970, das zu schweren Überschwemmungen im Sulmtal und vor allem in Neckarsulm und auf dem AUDI-Gelände geführt hatte. Zur Hochwasserfreimachung des Sulmtals wurden in den folgenden Jahren zunächst 13 Hochwasserbecken vom Wasserverband Sulm gebaut und zwei bestehende Becken übernommen, wofür der Wasserverband Sulm bzw. seine Mitglieder in den zurückliegenden Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag investiert haben. In den vergangenen Jahren haben diese Becken bei starken und lang andauernden Regenfällen ihre Wirksamkeit bewiesen und die jeweiligen Gemeinden vor größeren Hochwasserschäden geschützt.

In der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 2016 wurde die Region von einem schweren Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen heimgesucht, die sich bei der im Nachgang durchgeführten Bewertung als 500jähriges Niederschlagsereignis herausgestellt haben.

In Folge dessen wurde die Planung dieser beiden Hochwasserrückhaltebecken wieder vorangetrieben und erstmals auf einen höheren Hochwasserschutz als bisher ausgelegt, um dem klimatischen Wandel zu entsprechen. Durch weitreichende Ausgleichsmaßnahmen kann der Eingriff in die Natur ausgeglichen werden.

Bedauerlicherweise hat sich das Land Baden-Württemberg beim Bau dieser beiden letzten, aber wegen des hohen Schadenspotentials sehr wichtigen Becken komplett aus der Mitfinanzierung „verabschiedet“. Nach den Förderrichtlinien Wasserwirtschaft wird der Bau von Hochwasserrückhaltebecken nur gefördert, wenn er notwendig ist und einen überörtlichen Schutz darstellt. Bauvorhaben mit einem über 100-jährigen Hochwasserschutzgrad werden als nicht zuwendungsfähig eingestuft, unabhängig von der Notwendigkeit der Maßnahme.

Trotz abgelehnter Landesförderung haben sich die Verbandsmitglieder solidarisch dafür entschieden, die beiden Hochwasserrückhaltebecken Amorbach und Hängelbach mit dem einzig sinnvollen größtmöglichem Schutz (500-jährig) zu bauen. Die Baukosten i.H.v. insgesamt 3,1 Mio. € werden neben den satzungsmäßigen Beteiligungen aller Verbandsmitglieder zusätzlich durch Sonderzuschüsse des Landkreises Heilbronn, der Städte Neckarsulm und Bad Friedrichshall, sowie der AUDI AG flankiert.

Das Ingenieurbüro Winkler und Partner GmbH aus Stuttgart und weitere Fachplaner haben die Genehmigungsunterlagen erstellt und begleiten ebenfalls die Bauausführung.

HRB AmorbachHRB Hängelbach
Stauraum13.200 m347.500 m3
Dammhöhe7,3 m5,9 m
Dammlänge80 m200 m
Größe Einzugsgebiet1,6 km22,8 km2
Kosten1,4 Mio. €1,7 Mio. €

Der ursprünglich geplante Baubeginn im Dezember 2019 musste auf Grund ungünstiger Witterung leider verschoben werden. Lediglich die erforderlichen Baumfällungen zur Freimachung des Baufeldes konnten noch im Winter erledigt werden. Das Unternehmen Wolff & Müller, Tief- und Straßenbau GmbH & Co. KG, konnte inzwischen mit den Arbeiten beginnen. Der offizielle „Spatenstich“ musste leider wegen der Corona-Krise abgesagt werden. Die Fertigstellung der beiden Hochwasserrückhaltebecken ist für Ende dieses Jahr vorgesehen.

Ansprechpartner

Verbandsvorsteher Stefan Thoma
E-Mail stefan.thoma(at)weinsberg.de
Telefon 07134 512-101

Geschäftsführerin Daniela Wenninger
E-Mail daniela.wenninger(at)weinsberg.de
Telefon 07134 512-251