Glossar

Hochwasserrückhaltebecken (HRB)
Ein Hochwasserrückhaltebecken ist ein künstlich angelegtes Becken, das dazu dient, größere Mengen an Wasser zu speichern. Der Hauptzweck ist die Regulierung der Abflussmenge eines Fließgewässers bei Hochwasser. 

Trockenbecken 
Ein Hochwasserrückhaltebecken, das im Normalfall leer ist. Es wird auch als „grünes Becken“ bezeichnet und in der Regel landwirtschaftlich genutzt. 

Dauerstaubecken 
Ein Hochwasserrückhaltebecken, das die ganze Zeit bis zu einem bestimmten Pegel mit Wasser gefüllt ist.

Hauptschluss
Damit wird die Lage eines Hochwasserrückhaltebeckens zum Gewässer bezeichnet. Liegt ein Hochwasserrückhaltebecken in einem Flusslauf und sperrt diesen ab, liegt das Becken im „Hauptschluss“. 

Nebenschluss
Ein Becken kann sich auch seitlich neben einem Fluss befinden. In diesem Fall kann bei Hochwasser der Fluss durch eine Überleitung in das Becken geführt werden. Es fließt später durch die Überleitung oder einen anderen Auslass wieder in das Flussbett zurück. Diesen Fall nennt man „Becken im Nebenschluss“. 

ökologisch „durchgängig
Ein Hochwasserrückhaltebecken wird als ökologisch durchgängig bezeichnet, wenn das Fließgewässer im Normalfall (kein Hochwasser) ungehindert durch das Bauwerk fließen kann. Den Tieren, z.B. Fischen, Amphibien und Kleinstlebewesen im Wasser, ist es möglich, durch die offene Bauweise das Hochwasserrückhaltebecken unbeschadet zu passieren. 

HQ 100
Hochwasser werden zumeist mit einer statistischen Bewertung versehen. Grundlage sind langjährige, gemessene Abflussreihen an Pegeln. Aus diesen werden die Jahreshöchstwerte ausgewählt. Ein Ereignis mit der Überschreitungswahrscheinlichkeit von 0,01 hat eine Jährlichkeit von 100 Jahren, das heißt es wird (statistisch gesehen) einmal in 100 Jahren überschritten. In jedem einzelnen dieser Jahre kann der jeweilige Hochwasserscheitel allerdings überschritten werden. 

Regelabgabe (QR)
Dabei handelt es sich um die Wassermenge, die der Unterlauf des Gewässers aufnehmen kann ohne auszuufern. Steigt der Abfluss des Gewässers über die Regelabgabe, wird dieser Mehrabfluss zurückgehalten: das Becken wird eingestaut. Erst wenn der Zufluss ins Becken den Regelabfluss unterschreitet, entleert sich das Becken langsam wieder. Reguliert wird dies mit Hilfe von Absperrschiebern. 

Automatisch gesteuerte und ungesteuerte Hochwasserrückhaltebecken
Anlagen, bei denen die Schieber automatisch über eine Steuerung bewegt und somit die Wasserabgabe geregelt wird, nennt man automatisch gesteuerte Becken. Anlagen, bei denen die Schieber fest auf die Regelabgabe eingestellt sind, nennt man ungesteuerte Becken.

Grundablass
Als Grundablass bezeichnet man im Wasserbau die verschließbare Öffnung zum Entleeren des Stauinhalts (des Nutzraums) einer Talsperre oder einer andersartigen Stauanlage bis zum „Tiefsten Absenkziel“. Der Grundablass ist zumeist an der Talsohle der Stauanlage am Fuß der Staumauer oder des Staudammes zu finden. Er kann mit einem Verschlussorgan wie einem Absperrschieber reguliert werden. Bei ökologisch durchgängigen Becken wird das Gewässer durch den Grundablass geführt. Deshalb wird hier der Grundablass auch als Ökoschieber bezeichnet. 

Steuerschieber
Als Steuerschieber wird der Schieber bezeichnet, mit dem die abzugebende Wassermenge aus dem Hochwasserrückhaltebecken beim Einstau des Beckens reguliert wird. Bei ökologisch durchgängigen Anlagen gibt es immer zwei Schieber. Den Öko (Grundablass) – und den Steuerschieber. 

Hochwasserentlastung (HWE)
Eine Hochwasserentlastung ist eine Vorrichtung zum Schutz von Absperrbauwerken (z. B. Staumauern, Staudämmen) vor unerwartet hohen Wasserständen im Wasserbau. Die Hochwasserentlastung tritt in Funktion, wenn der Wasserpegel eines Absperrbauwerks das Stauziel – meistens bedingt durch verstärkte, außer der Reihe liegende Wassereinträge – überschreitet und das Becken voll gefüllt ist. Das nun zufließende Wasser wird über die HWE abgeleitet. Sie schützt somit das Sperrwerk vor außergewöhnlicher Belastung durch den erhöhten Wasserdruck und soll das Überlaufen des Wassers über die Sperranlage verhindern. Die Hochwasserentlastung muss für die größtmögliche Flut ausgelegt sein. 

Tosbecken
Als Tosbecken (von „tosen“) bezeichnet man im Wasserbau und Bauingenieurwesen ein bremsendes Auffangbecken für das abfließende Wasser einer Talsperre, einer Staustufe, eines Wehres, eines Hochwasserrückhaltebeckens oder einer anders gearteten Stauanlage. Es dient zur mechanischen Verzögerung der Strömung, wenn das Wasser – besonders bei Hochwasser – mit hoher Geschwindigkeit ab- oder überläuft und in das Tosbecken stürzt. Das Tosbecken wird auch Energieumwandlungsanlage genannt. Im Tosbecken kann sich das Wasser beruhigen, bevor es weiter flussabwärts fließt.

Chronik

Dieser Chronik können Sie bedeutende Ereignisse in der Geschichte rund um den Wasserverband Sulm entnehmen. Zum Einen die Eckdaten zur Entstehung des Wasserverbands und zum Anderen die teils katastrophalen Überflutungen im Sulmtal. Zusätzlich zu den extremen Hochwassern fanden jährlich etwa drei Einstau- oder Hochwasserereignisse statt. 

Pegelstände im Sulmtal

Hochwasser oder nicht?

Hier finden Sie eine Übersicht der Pegelstände im Verbandsgebiet. Sie können so in Echtzeit den aktuellen Wasserstand der Gewässer online abrufen und Entwicklungen live mitverfolgen. Diese Informationen werden automatisch von den installierten Pegelmessern der jeweiligen Gewässer erfasst und Ihnen hier darstellbar gemacht.

Zu den aktuellen Pegelständen

Hochwasserschutz und Hochwasservorsorge – die Aufgaben des Wasserverbands Sulm

Hochwasser ist Teil des natürlichen Wasserkreislaufes. Als Folge von Starkniederschlägen laufen große Wassermassen in kurzer Zeit in Bach- und Flusstälern zusammen. Dabei bestimmen Wetterlagen und Flussgebiet das Ausmaß des Naturereignisses Hochwasser, für das an größeren Flüssen in der Regel langanhaltende Niederschläge, oft verbunden mit Schneeschmelze, verantwortlich sind. An kleineren Flüssen und Bächen entstehen Hochwasser meist durch örtliche Gewitter oder sintflutartige Starkregen. Je kleiner das Einzugsgebiet ist umso mehr wirkt sich die Flächenversiegelung aus. Die meisten Überschwemmungen sind jedoch auf gesättigten oder gefrorenen Boden zurückzuführen.

Im Land Baden-Württemberg steht die Hochwasserschutzstrategie auf drei Säulen: Hochwasservorsorge, Hochwasser-Flächenmanagement und dem technischen Hochwasserschutz. Zum Hochwasser-Flächenmanagement gehören der Erhalt und die Wiederherstellung von Retentionsräumen und versickerungsfähigen Böden. Bau-, Verhaltens- und Risikovorsorge zählen zu den Hochwasservorsorgen. Der Wasserverband Sulm ist Teil des Technischen Hochwasserschutzes. Hierzu zählt man die Schaffung der Infrastruktur mit Anlagen wie Hochwasserrückhaltebecken, Dämmen oder Gewässerausbaumaßnahmen.

Die ersten überlieferten Überlegungen für eine Hochwasserfreimachung im Sulmtal wurden bereits 1940 gemacht. Durch die katastrophalen Überschwemmungen im Februar und Mai 1970 beschloss die damalige Landesregierung am 26. Mai 1970: „Das Sulmtal muss hochwasserfrei werden“. Hintergrund waren die Abwanderungsgedanken der Audi-Werke in Neckarsulm. Eine Schließung dieses Standortes hätte die Region nachhaltig geschädigt. Nach langen Verhandlungen wurde am 13. Juli 1973 der Wasserverband Sulm gegründet. Mitglieder sind die Kommunen Bad Friedrichshall, Bretzfeld, Eberstadt, Ellhofen, Erlenbach, Heilbronn, Lehrensteinsfeld, Löwenstein, Neckarsulm, Obersulm, Oedheim und Weinsberg sowie der Landkreis Heilbronn und das Land Baden-Württemberg mit unterschiedlichen Anteilen. Gemäß seiner Satzung hat der Verband die Aufgabe, den Wasserabfluß der Sulm und ihrer Nebenflüsse durch Hochwasserrückhaltung und Niedrigwasseranreicherung zu regeln bzw. sonstige geeignete Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu ergreifen (§3 (1) Verbandssatzung).

Mittlerweile sind 15 der in einem hydrologischen Gutachten festgelegten 17 Becken fertiggestellt. Der Bau der beiden letzten Hochwasserrückhaltebecken erfolgt im Jahr 2020. Der Wasserverband Sulm mit Sitz und Geschäftsführung im Rathaus der Stadt Weinsberg beschäftigt einen Betriebsleiter und fünf hauptamtliche Stauwärter. Deren Aufgabe ist die Instandhaltung der Stauanlagen. Durch regelmäßige Funktionskontrollen, Wartung und Pflege der technischen Einrichtungen werden die Anlagen jederzeit funktionsfähig gehalten. Bei Hochwasser werden die Steuerungen und Pegeleinrichtungen der Hochwasserrückhaltebecken zu jeder Tages- und Nachtzeit überwacht.

In einem Einzugsgebiet von 116 km² müssen ca. 100 ha verbandseigene Fläche landschaftspflegerisch unterhalten werden. Beim Abfahren der Hochwasserrückhaltebecken und Pegelanlagen ist eine Strecke von ca. 120 km zurückzulegen. Zu den Unterhaltungsarbeiten gehören Gehölz- und Grünflächenpflege, Ufersicherung und Wegeunterhaltung.

Organe und Verwaltung

Der Sitz und die Verwaltung des Wasserverbands Sulm befinden sich im Rathaus Weinsberg, Marktplatz 11. Der Betriebshof befindet sich beim HRB Breitenauer See in Obersulm.

Verbandsvorsteher
Bürgermeister Stefan Thoma (Stadt Weinsberg)

Stellvertretender Verbandsvorsteher
Oberbürgermeister Steffen Hertwig (Stadt Neckarsulm)

Vorstand
Verbandsvorsteher, Stellvertreter und je ein gewählter Vertreter von drei Mitgliedern

Verbandsversammlung
je ein gewählter Vertreter jedes Mitglieds

Geschäftsführerin
Daniela Wenninger

Betriebsbeauftragte
Sabrina Theel, Ingenieurbüro BIT

Technischer Leiter
Johannes Kübler

Stauwärter
4 Vollzeit- und 2 Teilzeitmitarbeiter

Willkommen beim Wasserverband Sulm

Romantisch liegt der Breitenauer See, harmonisch eingebettet in die Landschaft. Im Hintergrund die Höhenkette der Löwensteiner Berge. Das ganze Jahr über finden am größten Gewässer Nordwürttembergs tausende Besucher aus nah und fern Erholung.

So friedlich sich der See den Besuchern bietet, so zerstörerisch können jedoch die reißenden Fluten und die ausufernden Gewässer für Menschen und deren Sachgüter sein. Der Schutz vor diesen Naturgewalten jedoch ist die eigentliche Aufgabe des Breitenauer Sees und der bald siebzehn Hochwasserrückhaltebecken im Sulmtal.

Wir sind stolz darauf, dass wir unser Hochwasserschutzkonzept Ende 2020 vollständig umgesetzt haben. Mein besonderer Dank gilt neben unseren Mitgliedern dem Land Baden-Württemberg für die vorbehaltlose Unterstützung des technischen Hochwasserschutzes. 

Wir haben jetzt einen 100-jährigen Schutzgrad zur Verfügung. Deutlich möchten wir jedoch betonen, dass uns dies keine Sicherheit gibt, in Zukunft nicht doch wieder Schäden aus Hochwassern beklagen zu müssen. In unserer täglichen Arbeit gilt es deshalb, ein besonderes Augenmerk auf die Hochwasservorsorge und die Stärkung des natürlichen Wasserrückhalts zu haben.

Einen Überblick über unser Beckensystem soll Ihnen unsere Website geben. Dafür, dass diese Anlagen zu jeder Zeit voll funktionsfähig sind, sorgt das Team vom Wasserverband Sulm.

Stefan Thoma
Bürgermeister Stadt Weinsberg
Verbandsvorsteher des Wasserverbands Sulm